Das Projekt OWL SCHULE in Yaounde (Kamerun)

Die Entstehung des Projekts 

In Kamerun existiert keine staatliche Schulpflicht; sämtliche Schulen sind in privater Trägerschaft. Eltern müssen viel Geld in die Bildung ihrer Kinder investieren, wobei die Qualität der Ausbildung im relativen Verhältnis zu den Schulgeldbeiträgen steht und nicht immer zur Zufriedenheit gesichert werden kann. Es ist keine Seltenheit, dass Klassen 60 bis über 100 Schiller beinhalten. Darüber hinaus werden Sicherheitsstandards in Bezug auf Ausstattung und Gebäude absichtlich vernachlässigt, um eine möglichst große Gewinnspanne durch das Schulgeld zu erreichen: Schule wird oftmals in Kamerun als ein einträgliches Geschäft gesehen, als eine große Einnahmequelle durch hohe Schulerzahlen. 

Gute Bildung sollte aber allen Kindern zugänglich sein und kein Privileg von finanziell bessergestellten Eliten. Daher sehen wir Bedarf zur Veränderung der Schulsituation in Kamerun. Ausgehend von den allgemeinen Standards der Schulen in Deutschland sehen wir uns motiviert, eine eigene Schule mit innovativem Konzept zu entwickeln und zu realisieren. So können wir vielen Kindern eine Ausbildung zugänglich machen, die sonst so nicht möglich wäre.

Unser Ziel: Bildungszentrum für trilinguale Berufsorientierung 

Die Ziele unserer Schule verstehen wir so, dass unsere Schülerinnen und Schüler durch eine abgeschlossene Ausbildung selbstständig und unabhängig ihren Lebensweg gestalten können. Darüber hinaus wollen wir mit unserem Konzept insbesondere finanziell benachteiligte Familien ansprechen, deren Kinder an anderen privaten Schulen sonst keine Bildungschance erhalten werden. Ein tragender Grundgedanke unseres Konzept beinhaltet, wie der Name schon sagt, dass die Sprachen Englisch, Französisch und Deutsch einen Schwerpunkt darstellen, wobei die Unterrichtsinhalte in den Amtssprachen Englisch und Franzosisch vermittelt werden, Deutsch als Fremdsprache jedoch für alle Schüler verbindlich ist.

Somit sollen Schülern letztendlich die Möglichkeit geboten werden, im Idealfall frei und ohne Sprach- barrieren ihren Standort für eine weiterführende Ausbildung wählen zu können, z. B. ein Studium in Deutschland. Die Motivation in Deutschland zu studieren ist in Kamerun hoch, da Technik und Wissen aus Deutschland immer noch großes Ansehen genießt. Darüber hinaus wird unsere Schule verschiedene Abschlusse auf unterschiedlichem Niveau ermöglichen, welche sich an die nationalen Standards (Zentrale Anschlüsse) halt. So erhalten alle Schüler die Chance auf eine individuelle Gestaltung ihrer Schullaufbahn und ihres späteren Lebensweges. Daher sollen die Unterrichtsinhalte stets einen praktischen bzw. alltagstauglichen Bezug zum Leben in Kamerun haben.

Gründung einer privaten Schule in Kamerun – der Projekt Ablauf

Eine Schule in Kamerun gründen

Kindergarten: - Grundschule: - Hauptschule: Als langfristige Perspektive

die ersten 4 Jahre: 

1. Jahr: - Grundstück kaufen - Genehmigung beantragen 

2. Jahr: - 3 Klassenzimmer bauen - Einstellung der Lehrer und Schulleiter - Schulmaterial festlegen 

3. Jahr: - Eröffnung mit Kindergarten 

4. Jahr: - Grundschule eröffnen: Jedes Jahr eine neue Klasse mehr

Über Yaounde (Kamerun)

Yaoundé ist Hauptstadt und mit 1.299.446 Einwohnern zweitgrößte Stadt Kameruns. Gleichzeitig ist sie Hauptstadt der Region Centre. Der Name Yaoundé ist eine Deformation des Namens der Ewondo, der ursprünglich hier ansässigen Ethnie

Karte Younde:

(Wikipedia)

Yaoundé ist Verkehrsknotenpunkt und industrielles Zentrum für die Tabakindustrie, Milchverarbeitung, Ton-, Glas- und Holzindustrie. Darüber hinaus ist es regionales Zentrum für Kaffee, Kakao, Kopra, Zuckerrohr, Kochbananen und Gummi. In der Umgebung werden Gold und Titan abgebaut.

Es wird vermutet, dass ein bedeutender Teil der arbeitenden Bevölkerung im informellen Sektor beschäftigt ist (Handel, persönliche Dienstleistungen, Transportwesen, Baugewerbe, Hausangestellte, Gesundheitswesen).

Der größte formelle Arbeitgeber (mit Sozialversicherungsleistungen) ist der Staat (Administration, Sicherheitsdienste und andere uniformierte Dienste, Bildungs- und Gesundheitswesen).

Erste Presseberichte

DEUTSCHE WELLE:

Auf der Suche nach dem richtigen Bildungssystem Probleme und Perspektiven in Kamerun.
Eine Internationale Koproduktionen aus der Serie: Bildung im Zeitalter der Globalisierung

Sprecherin: „Ein Volk, das nicht liest, kann sich nicht entwickeln". Das schrieb schon Mongo Beti, einer der bekanntesten Schriftsteller Kameruns. Und legt damit die Finger in die brennenden bildungspolitischen Wunden des westafrikanischen Landes: Es fehlen Schulen, Lehrer und Unterrichtsmaterial. Im Jahr 2005 demonstrierten deshalb Lehrer und Studenten „wochenlang" in den großen Universitätsstädten für bessere Lernbedingungen. 

Vox Pop Schuler: „My name is Letua Navajo. I want to be a carpenter." „Je m'appelle Komajonje Yves Florent. A I'avenir, je voudrais etre mecanicien." 

Sprecherin: Schüler in Kamerun lernen zweisprachig.  

Vox Pop Schuler: „My name is Wanka Kevin. I want to be a mecanic." „Je m'appelle Kouamo Rosevelt, a I'avenir je voudrais etre ingenieur des ponts et des chaussees." 

Sprecherin: Das Bildungssystem in dem westafrikanischen Land schreibt den bilingualen Unterricht seit 1950 zwingend vor. Damals entschied sich die Bevölkerung des anglophonen Teils gegen eine Vereinigung mit dem Nachbarland Nigeria - und für den Verbleib im mehrheitlich frankophonen Kamerun. Damit blieben auch zwei Schulsysteme erhalten, die nicht immer ganz reibungslos nebeneinander existieren, weiß Samuel Ndisaga. Er ist Leiter der staatlichen, anglophonen Grundschule in Bangangte, etwa 250 Kilometer westlich der Hauptstadt Jaunde.

Samuel Ndisaga: „Der erste Unterschied zwischen den zwei Systemen ist, dass die anglophone Grundschule aus sieben, die frankophone nur aus sechs Schuljahren besteht. Zweitens: Das anglophone Schulsystem ist arbeitsintensiver. Anders gesagt: Wenn man die Lernmethoden eingehend analysiert, stellt man fest, dass das anglophone System effizienter ist." die mit guten Ergebnissen aufwarten kann. Ansonsten sind es die privaten und konfessionellen Schulen, die gute Leistungen präsentieren. Dort sind die Arbeitsbedingungen gut, sagt Roger Tankeu, Vater von neun Kinder, die alle in privaten Schulen angemeldet sind. 

Roger Tankeu: „ln den privaten Schulen werden keine Aushilfskräfte eingestellt, sondern Leute, die motiviert und engagiert sind, und die gute Ergebnisse wollen. In den staatlichen Schulen gibt es dagegen eine gewisse Gleichgültigkeit." 

Sprecherin: Für viele Eltern sind aber nicht nur die besseren Bedingungen ausschlaggebend, sondern auch das Unterrichtsfach Moral, das es an staatlichen Schulen nicht gibt. Somit stehen konfessionelle Schulen hoch im Kurs. In Kamerun gibt es sowohl Christen als auch Muslime und im Bildungsbereich sind sie alle aktiv. 

Charles Tcheyyep ist Bildungsbeauftragter bei den Evangelischen Kirchen in Kamerun. Er hat an der Gründung einer Schule in Jaundé mitgewirkt: 

Charles Tcheyyep: „Die Evangelische Kirche Kamerun hat mehr als 200 Grundschulen gegründet, wofür alle Geld gesammelt haben. Die Frauen haben dazu beigetragen sowie der Elternverein. So haben wir den Rohbau finanzieren können. Als unser Partner in Bonn, der Evangelische Entwicklungsdienst, von unseren Bemühungen gehört hat, hat er sich auch beteiligt und die Restfinanzierung für die Einrichtung der Schule übernommen. Für uns ist diese Schule heute eine gute Referenz. Weitere Schulen dieser Art sollen folgen, und so kann die Evangelische Kirche auch zu der Armutsbekämpfung beitragen, die vom Staat gefordert wird." 

Sprecherin: Neben dem Evangelischen Entwicklungsdienst sind viele Entwicklungs- und Kooperationsorganisationen im Bildungsbereich aktiv. Der Deutsche Entwicklungsdienst, DED, fuhrt ein Ausbildungsprogramm für Lehrer durch. 

Richard Anye ist pädagogischer Berater für dieses Projekt: 

Richard Anye: —-, „Wir bilden diese Lehrer anders aus als die staatlichen Stellen. Ich nenne nur ein Beispiel: ein Vater in Jaundé hat einen Sohn, der Doktor in Physik ist, aber sein kleines Radio nicht reparieren kann. Der Vater muss also sein Radio von einem Jungen reparieren lassen, der nie in der Schule war. Das ist ein Problem. Es liegt an der Art und Weise, wie der Doktor an der Uni unterrichtet worden ist: Das ist graue Theorie, nicht praxisbezogen. Wir denken: Wenn wir diese Methoden ändern, dann werden die Kinder viel kreativer sein und sie werden lernen, nicht nur des Examen willens, sondern auch für das Leben." Auf der Suche nach dem richtigen Bildungssystem - Problems und Perspektiven in Kamerun Sprecherin: Diese Unterschiede spiegeln sich auch in den Leistungen der verschieden sprachigen Schulen wieder:

Rund 30% der frankophonen Schuler bleiben in der Grundschule sitzen. In den anglophonen Schulen sind es nur etwa 20%. Wer also die Möglichkeit hat, schickt seine Kinder auf anglophone Schulen. Da die Amtssprachen Franzosisch und Englisch sind, ist die jeweils zweite Sprache auch in den Schulen Pflichtfach, meist schon ab der 6. Klasse. 

Thomas Nya, ebenfalls Grundschulleiter in Bangangte:

Thomas Nya: „Wir unterrichten französisch und englisch in allen Fächern, das heißt in Geschichte, Geographie und Mathematik. Denn wir wollen, dass die Kinder den Unterricht in beiden Sprachen und in jedem Fach folgen können." 

Sprecherin: Neben den beiden offiziellen Landessprachen gibt es in Kamerun noch etwa 230 regionale Sprachen. Fulfulde im Norden und das Ewondo im Süden des Landes sind die am häufigsten gesprochenen. Ginge es nach Francois Nkwilang, Generalsekretär des nationalen Sprachkomitees, sollten diese Regionalsprachen auch in den Schulen unterrichtet werden: 

Francois Nkwilang: „....denn dann wird sich das Kind in der Schule nicht mehr fremd fühlen, wenn es in seiner Muttersprache unterrichtet wird. Selbst wenn es erst einmal nur den eigenen Namen in der Sprache kann. Wenn man gleich mit einer Fremdsprache anfangt, dann stimmt etwas nicht." 

Sprecherin: Francois Nkwilang meint, dass man andere Kulturen erst dann entdecken kann, wenn man eine eigene Identität hat. Das sei vor allem heutzutage, im Zeitalter der Globalisierung, wichtig Kinderlied: C'est une ecole comme ca! 

Sprecherin: So unterschiedlich die Bildungssysteme in Kamerun auch sind, sie haben mit denselben Schwierigkeiten zu kämpfen: 100 Schüler pro Klasse sind keine Seltenheit. Offiziellen Zahlen des „Ministeriums für Grundschule" zufolge fehlten im Jahr 2005 mehr als 25 000 Lehrer in Kamerun. Dabei gibt es Anwärter genug. Doch ausgebildete Lehrer werden nach ihrem Referendariat nicht übernommen, denn dem Staat fehlt es an Geld. Um den Mangel zu beseitigen, stellen die Behörden lieber billige(re) Aushilfskräfte ein. Selbst angestellte Lehrer können sich nicht immer über ihre Stelle freuen. Manche haben schon monatelang keinen Lohn mehr erhalten. Darum traten die Lehrer im Frühling 2005 monatelang in den Streik. Allerdings ohne nennenswerten Erfolg und ohne die erhoffte Anerkennung.